Kaninchen und Fliegenmaden

Kaninchen und Fliegenmaden

So langsam bekommen wir wieder wärmere Außentemperaturen. Nicht nur wir freuen uns, auch die Fliegen. Kot und Urin im Käfig von unseren Kaninchen (egal ob sie im Haus oder draußen gehalten werden) locken die Fliegen magisch an.

Alte, kranke und geschwächte Kaninchen sind besonders häufig von Fliegenmadenbefall betroffen.

Die Fliegen legen ihre Eier an beliebten Stellen wie der After- und Genitalregion und/oder frischen Wunden ab. Innerhalb von wenigen Stunden schlüpfen die Maden und haben sofort Hunger. Dies kann für ein betroffenes Tier lebensgefährlich werden. Die Maden fressen sich durch das Fleisch der Kaninchen. Das Fell der Kaninchen kann es erschweren die Maden sofort zu erkennen. Das Verhalten des Kaninchens kann allerdings einen Anhaltspunkt liefern. Betroffene Tiere fressen weniger bis gar nicht, wirken teilnahmslos, ziehen sich zurück und bewegen sich kaum. Es kann aber auch zu einem vermehrten Putzverhalten kommen eventuell sogar gepaart mit aggressivem Verhalten.

Wenn sie Fliegenmaden an ihrem Kaninchen entdecken, dann handelt es sich um einen Notfall. Kontaktieren sie bitte schnellstmöglich ihren Tierarzt. Wichtig ist das sofortige Absammeln möglichst aller Maden. Geeignetes Hilfsmittel ist eine Pinzette.

Um einen derartigen Befall zu vermeiden ist es wichtig den Stall ihrer Kaninchen sauber zu halten. Reinigen sie regelmäßig Kot- und Urinecken. Auch das Kaninchen selbst sollte mindestens einmal täglich kontrolliert werden. Die After- und Genitalregion sollte trocken und sauber sein! Verschmutztes Fell durch Kot oder Urin muss umgehend gereinigt werden.

Bring das Stöckchen – oder besser nicht?

Bring das Stöckchen – oder besser nicht?

Viele Hunde lieben es Dinge zu apportieren und zu spielen. Hat man keinen Ball oder sonstiges Spielzeug zur Hand ist man schnell dabei sich in der Natur zu bedienen. So ein Stöckchen liegt vielerorts herum, ist kostenlos und es spielt keine Rolle, wenn es kaputt geht. Ihrem Hund wird es in erster Linie egal sein, ob sie ein Stöckchen werfen oder einen geeigneten Ball.  Aber Vorsicht! Hinter diesem vermeintlich großartigen „Spielzeug“ verbirgt sich eine sehr große Verletzungsgefahr!

Eine der schlimmsten Verletzungen die mir bisher als Notfall untergekommen ist, war eine Pfählungsverletzung: Das Spiel war lustig, der Hund hat das Stöckchen brav immer wieder gebracht. Bis der Stock nicht flach auf dem Boden zu liegen kam, sondern sich in den Boden gebohrt hatte und sich aufstellte. Der Hund rannte voller Freude ungebremst und nichts ahnend mit der Brust voran in diesen „Pfahl“.

Zum Glück hatte der Hund viele Schutzengel und hat diese Verletzung überlebt.

Aber auch Verletzungen im Maul- und Rachenraum sind keine Seltenheit. Selbst nur das Kauen auf solchen Stöckchen birgt die Gefahr von Holzsplittern, die sich in das Gewebe bohren und schlimme Entzündungen verursachen können. Diese müssen im schlimmsten Fall operativ behandelt werden.

Wenn Ihr Hund also auch gerne spielt und apportiert, dann besorgen Sie sich geeignetes Spielzeug und verzichten Sie auf das Stöckchenspiel!

Notfalldienst

Tierarzt Notfall

Notfalldienst. Was bedeutet das?

In dringenden Notfällen erreichen Sie mich unter…. Bitte wenden Sie sich in dringenden Notfällen an eine der umliegenden Tierkliniken….In dringenden Notfällen wählen Sie bitte die Zentrale tierärztliche Notrufnummer des Landkreises….

Ja, aber wann ist es denn jetzt ein Notfall?

Laut Definition handelt es sich um eine Situation, die ohne sofortige medizinische Versorgung zu schweren Schäden führt, bis hin zum Tod, oder wichtige Lebensfunktionen einschränkt.

Das heißt: Starke, unstillbare Blutungen, Krampfanfälle, Bewusstseinsverlust, schwerer Verkehrsunfall, anhaltendes blutiges Erbrechen mit zunehmender Schwäche, anhaltender blutiger Durchfall mit zunehmender Schwäche, plötzliche Lähmungen, Harnabsatzbeschwerden, Augenverletzungen, Vergiftungen, Verbrennungen, Hitzschlag, Atemnot, blasse Schleimhäute, Verschlucken eines Fremdkörpers

Routinebehandlungen, Impfungen oder Behandlungen von Erkrankungen, die bereits seit Längerem bestehen und nicht lebensbedrohlich sind, sind somit keine Notfälle.

Der Notfalldienst sollte Notfällen vorbehalten sein! Bitte unterlassen Sie auch Anrufe wie: „Ich wollte nur mal hören, wie das so mit der Notfallnummer funktioniert!“

Bitte denken Sie auch an die Kosten, die im Notdienst auf Sie zu kommen. Nicht zu selten blicke ich in entsetzte Gesichter, wenn es um das liebe Geld geht.

Die Gebühren für tierärztliche Leistungen wurden im Februar 2020 u.a. um eine sogenannte. „Notdienstgebühr“ ergänzt. Diese soll dazu beitragen, dass es Tierärzten in Zukunft möglich bleibt, für Sie und Ihre Tiere auch bei Notfällen in der Nacht und am Wochenende zur Verfügung zu stehen.

Die Gebühren wurden wie folgt festgesetzt: Es muss eine pauschale „Notdienstgebühr“ bei einem Tierarztbesuch zu Notdienstzeiten in Höhe von 50,-Euro(netto) berechnet werden. Zusätzlich muss für tierärztliche Leistungen im Notdienst mindestens der 2-fache Satz der GOT abgerechnet werden. Außerdem wird dem Tierarzt ermöglicht, im Notdienst bis zum 4-fachen Gebührensatz abzurechnen.

Die Zeiten, in denen diese Notdienstgebühren gelten sind folgendermaßen: täglich von 18.00 Uhr bis 8.00 Uhr des jeweils folgenden Tages (nächtlicher Notdienst). Von freitags 18.00 Uhr bis 8.00 Uhr des jeweils folgenden montags (Wochenenddienst). Sowie von 0.00 Uhr bis 24.00 Uhr eines gesetzlichen Feiertags. Wenn eine Tierarztpraxis abends eine reguläre Sprechstunde bis 19.00 oder 20.00 Uhr bzw. eine reguläre Sprechstunde am Wochenende anbietet, ist dies kein Notdienst. Die Notdienstgebühren werden dann auch nicht berechnet.

Sollten Sie in eine derartige Situation kommen, bewahren Sie Ruhe! Legen Sie sich auch vorab eine Telefonnummer für Notfälle bereit. Fragen Sie ihren Haustierarzt, wie er/sie es mit Notfällen handhabt. Ist ihr behandelnder Tierarzt für beispielsweise eine Operation eines gebrochenen Beins ausgestattet oder fahren sie direkt in eine Tierklinik. Bedenken Sie auch immer den Zeitfaktor! Denn jede Minute kann zählen!

Spiegel

Lisa Miehle Tierarzt Katzen

SPIEGEL

Angst, Aggressivität gegenüber Artgenossen, Teilnahmslosigkeit, Lustlosigkeit, Urinieren neben dem Katzenklo, Juckreiz, Fellverlust, Stress…was steckt dahinter? Eine blöde Charaktereigenschaft? Eine Krankheit? Ein Parasitenbefall?

„Meine Hündin pinkelt in den letzten 2 Wochen ständig in die Wohnung. Das sieht ihr gar nicht ähnlich, denn sie ist stubenrein und bisher ist sowas noch nie vorgekommen! Sonst geht es ihr aber super“ Das Frauchen hatte Angst, dass es sich um etwas Schlimmes handelt. Eine Untersuchung konnte nicht stattfinden, also habe ich versucht am Telefon zu helfen. Es stellte sich heraus, die Hündin pinkelt immer zur gleichen Uhrzeit in die Wohnung und auch nicht bei ihr, sondern bei der Hunde-Nanny, da das Frauchen zum Arbeiten gehen muss. Die Besitzerin muss auch in den letzten Wochen sehr viel arbeiten, ist gestresst und hat weniger Zeit für ihren Hund. Ich fragte sie, wann sie denn wieder Urlaub hat. Sie sagte in 1 Woche. Ich stellte die Vermutung an, dass sich alles wieder beruhigen wird, wenn sie Urlaub hat. Sie soll ihre Hündin aber gut beobachten und wenn nötig einen Tierarzt vor Ort aufsuchen.

Wir telefonierten noch einmal nach ihrem Urlaub und es hatte sich alles in Luft aufgelöst.

Beim Spazierengehen mit meiner Hündin treffe ich eine Frau mit ihrer kleinen Hündin. Als sie uns sieht, nimmt sie ihre Hündin sofort auf den Arm. Ihre Hündin bellt und knurrt ordentlich als wir an ihr vorbeigehen. Wir treffen die beiden immer wieder, immer das gleiche Bild. Irgendwann trifft man sich ohne Hunde und kommt ins Gespräch. Die Dame entschuldigt sich für ihr Verhalten beim Gassigehen, aber sie kann einfach nicht anders betont sie. Ihr erster Hund wurde von einem anderen Hund zu Tode gebissen und seitdem hat sie große Angst. Sie sagt, sie habe solche Angst so etwas nochmal zu erleben.

Ihre Hündin reagiert auf diese Angst ebenfalls mit Angst und dies lautstark.

Sie haben die Entscheidung getroffen sich ein Haustier anzuschaffen. Sie verbringen sehr viel Zeit mit ihrem Tier. Ihr Tier ist ein Teil Ihres Lebens. Sie gehen ein unsichtbares Band mit ihrem Tier ein.

Die genannten Fälle stehen nur beispielhaft für viele andere, die mir im Praxisalltag in dieser Form begegnen. Trauer, Stress, Angst, Freude…all diese Gefühlslagen übertragen wir auf unsere Tiere. Die Tiere sind in der Lage unsere Seele widerzuspiegeln.

Seien Sie achtsam mit sich selbst, beobachten Sie ihr eigenes Stresslevel und versuchen Sie ihr Tier auch auf dieser Ebene wahr zu nehmen.

Coronazeit = Welpenzeit

Coronazeit= Welpenzeit??!!

Leider ist es tatsächlich so!

Die Zunahme im Welpenkauf zeigte sich bereits letztes Jahr. Dieses Jahr wird es wohl nicht anders sein. Gründe hierfür? Vor allem die durch die Pandemie entstandenen Einschränkungen. Ich kann es vollkommen nachvollziehen, dass man sich einen treuen tierischen Begleiter an seiner Seite wünscht, gerade unter unseren jetzigen Umständen. Allerdings achten Sie bitte darauf, wo sie diesen Welpen kaufen und machen Sie sich vor dem Kauf klar, was es heißt einen Welpen zu halten!

Vielleicht zunächst zum Thema Welpen und Haltung. Es ist nicht damit getan sich einen Hund anzuschaffen und ab und an mit ihm Gassi zu gehen und zu spielen. Nein, er braucht Erziehung, Futter, braucht ab und an einen Tierarzt und, was ich persönlich sehr entscheidend finde, er wird auch irgendwann einmal alt und braucht noch mehr Zuwendung und Pflege. Stellen Sie sich darüber hinaus die Frage: wohin mit unserem Liebling im Urlaub? Vielleicht erkrankt ihr Vierbeiner einmal und benötigt dauerhaft Medikamente. Dies alles ist mit Kosten verbunden….machen Sie sich das bewusst! Kurzum wenn man sich einen Welpen, dies betrifft auch jedes andere Tier, anschafft, hat man Verantwortung und diese bis zum Lebensende. Eine Entsorgung, wie sie es mit einem defekten Haushaltsgerät tun würden, geht nicht! Sie haben es mit einem Lebewesen zu tun!

Nach wie vor werden viele Welpen über diverse Quellen bezogen, die nachweislich problematisch sind, was den Tierschutz angeht. Die steigende Nachfrage fördert leider auch das tierschutzwidrige Vermehren von Hunden. Prüfen Sie ihre Quelle gründlich. Im Zweifel fragen Sie ihren Tierarzt um Rat. Werden Sie hellhörig, wenn vom Verkäufer keinerlei Fragen über den zukünftigen Platz des Welpen gestellt werden, sie beim Kauf kein Muttertier sehen, die Welpen augenscheinlich nicht aus einem Wurf stammen, sie krank wirken, das Umfeld unsauber ist und es nur um Geld geht. Das sind nur ein paar Anhaltspunkte, aber mir geht es vor allem darum, dass Sie zum Nachdenken angeregt werden. Treffen Sie keine kopflose Entscheidung.

Wir haben aktuell das große Problem, dass in einigen Bundeländern Hundeschulen entweder gar nicht oder nur bedingt arbeiten dürfen. Insbesondere wenn Sie sich das erste Mal einen Hund anschaffen wäre diese Anlaufstelle aber durchaus sehr wichtig. Und zwar nicht erst wenn ihr Hund schon 12 Monate alt ist, dann sind eventuell schon derartige Defizite im Sozialverhalten, Entwicklung und Erziehung entstanden, die Sie womöglich vor die Entscheidung stellen den Hund wieder abzugeben. Und das war bestimmt nicht ihr Gedanke als Sie sich einen Welpen angeschafft haben.

Um das Statement noch mit etwas Schönem abzuschließen: Haben Sie sich das Thema Welpe gründlich überlegt, dann werden Sie eine wunderbare, lustige, vielleicht auch manchmal ärgerliche Zeit mit ihrem neuen Familienmitglied haben.

(Unsere Hündin fand es äußerst lustig einzelne Schuhe im Garten zu verstecken, oder den Inhalt des Katzenstreusacks in der ganzen Wohnung zu verteilen :D, wir lieben sie trotzdem!!)

Kollegialität und Kommunikation

Osteopathie Hund Katze

Kollegialität und Kommunikation

Eigentlich habe ich gedacht, der Kollegiale Gedanke unter uns Tierärzten ist unumstritten. Allerdings musste ich mich dann doch eines Besseren belehren lassen. Anstatt zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig im Tun zu respektieren gibt es derzeit einen regelrechten Shitstorm vor allem was das Thema Alternative Heilmethoden angeht.

Ich verstehe es, wenn man persönlich nicht hinter diesen Heilmethoden steht oder auch in Bezug auf andere Belange anderer Meinung ist, dafür muss sich auch niemand rechtfertigen, aber muss man dies dann vor Tierbesitzern belächeln oder gar einen Kollegen schlecht machen? Das gilt im Übrigen auch für Tierheilpraktiker, Tierphysiotherapeuten etc.. Ich finde jede Art des Heilens hat seine Berechtigung. Eine Kombination aus Schulmedizin und beispielsweise Homöopathie ist etwas Wunderbares. In der Schmerztherapie vergleiche ich es immer gern mit „Schubladen ziehen“. Allerdings sollte man sich nicht so vieler Schubladen bedienen, dass die Kommode instabil wird, wenn Sie verstehen was ich meine.

Das Miteinander von Tierheilpraktikern, Tierphysiotherapeuten etc. und Tierärzten ist nach wie vor sehr schwierig. Natürlich gibt es Dinge die man als Therapeut vielleicht lieber unterlassen sollte, wie beispielsweise Aussagen man arbeitet, wie ein Tierarzt nur hat man nicht studiert. Das kommt unter der Tierärzteschaft weniger gut an und schürt entsprechend das Feuer. Andersherum gilt natürlich das Gleiche. Und was spricht dagegen einen Patienten einem Physiotherapeuten oder Heilpraktiker zu überweisen?! Wir können nur davon profitieren.

Gegenseitiges Vertrauen und Respekt und auf einer höflichen, fairen und unterstützenden Form miteinander kommunizieren, das denke ich, ist der Schlüssel.

Videosprechstunde

Videosprechstunde

Unsere Coronapandemie sorgt dafür, dass das Thema Digitalisierung, schneller als gedacht, auch bei uns Tierärzten Einzug hält.

Nachdem wir systemrelevant sind, dürfen wir nach wie vor arbeiten, setzen uns aber, wie auch jeder andere arbeitende Mitbürger, einem erhöhten Risiko aus. Dies betrifft nicht nur uns Tierärzte, sondern auch unsere Angestellten und jeden Tierbesitzer, der bei uns ein und aus geht.

Man könnte so einiges umgehen, wenn man das Tier vor der Praxistüre abgibt und Sie als Tierbesitzer die Praxisräumlichkeiten erst gar nicht betreten. Aber ich muss ehrlich sagen, dass dieses Vorgehen bestimmt nicht förderlich für ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen ihnen und ihrem Tier und auch nicht zwischen Tierarzt und zu behandelndem Tier ist. Und Vertrauen ist meines Erachtens die Basis für jegliches Handeln.

Um alles ein wenig zu entzerren gibt es in unserem Zeitalter diverse andere Möglichkeiten um Sie als Patientenbesitzer zufrieden zu stellen. Allen voran die Videosprechstunde.

Ich finde dieses Vorgehen gut, allerdings hat es auch Grenzen. Ich kann ihr Tier nicht näher untersuchen, keine weitere Diagnostik wie beispielsweise Blutentnahmen vornehmen, auch wichtige Nebenbefunde gehen vermeintlich unter.

Positiv ist anzumerken: es läuft alles kontaktlos ab, sehr ängstliche Tiere müssen nicht zwangsläufig in der Praxis vorgestellt werden, der Stress vom Transport entfällt, Zweitmeinungen können problemlos eingeholt werden usw.

Wie sehen Sie als Tierbesitzer dieses Thema? Gerade hier auf dem Land würde es mich sehr interessieren, wie Sie dazu stehen.